
Solingen. (PM BHC) Beim TVB Stuttgart unterliegt der Bergische HC deutlich mit 28:35 (15:21) und bleibt damit in der DAIKIN HBL ohne Punkt. Entscheidend für die Niederlage war die erste Halbzeit beziehungsweise die ersten rund 20 Minuten, in denen vor allem defensiv überhaupt nichts funktionierte.
Erwartungsgemäß spielten die Gastgeber offensiv mit vier Rückraumspielern – ein System, das Trainer Misha Kaufmann in Eisenach etabliert und nach Stuttgart mitgebracht hatte. Der BHC verteidigte dagegen offensiv, bekam den Gegner aber überhaupt nicht gestoppt. Nahezu jeder Zweikampf ging verloren, so dass der TVB frei zum Abschluss kam und fleißig traf. Im Löwen-Tor hatten es zuerst Lukas Diedrich und dann Christopher Rudeck daher schwer, so dass in der ersten Halbzeit gar keine Parade gelang.
Im Angriff misslang der Auftakt zwar ebenfalls, doch nach einer Auszeit in der zehnten Minute kamen die Bergischen in diesem Bereich ins Spiel. Zwar lagen sie 3:9 hinten und kassierten weiterhin viele Gegentore, doch sie trafen nun auch. 15 Treffer bis zur Pause waren eine ordentliche Ausbeute, so dass es „nur“ mit einem 15:21 in die Kabine ging.
Eine defensive Verbesserung hatte sich schon Ende der ersten Halbzeit angedeutet und setzte sich in den zweiten 30 Minuten auch fort. Die Abwehr stand kompakter, hatte dadurch mehr Einfluss aufs Spiel, und Torhüter Diedrich hielt seine ersten Bälle. Tatsächlich kamen die Löwen sogar noch einmal in Schlagdistanz. Aron Seesing stellte eine knappe Viertelstunde vor Schluss auf 24:28 und brachte seine Farben erstmals wieder auf vier Tore heran. Dasselbe gelang auch noch zwei Mal Noah Beyer per Siebenmeter zum 25:29 und 26:30.
Zwei Mal hatten die Gäste den Ball und damit die Möglichkeit, auf drei Treffer Rückstand zu stellen. Dazu kam es aber auch aufgrund technischer Fehler nicht. Die Stuttgarter gerieten also nicht mehr ernsthaft in Bedrängnis, trafen entscheidend durch Kai Häfner und standen spätestens acht Minuten vor Schluss als Sieger fest.
Löwengebrüll – Stimmen zum Spiel
Markus Pütz: „Die Startphase ist nicht gut, die ersten 20 Minuten sind zu deutlich vom Leistungsunterschied. So werden wir es schwer haben in der 1. Liga. Wir haben in der ersten Halbzeit keine einzige Torhüter-Parade. Dann ist es auch schwierig, da näher ranzukommen. Wir können glücklich sein, dass wir zur Pause nur mit sechs Toren zurückliegen, weil wir die letzten acht Minuten der ersten Hälfte besser gestaltet haben. In der zweiten Halbzeit zeigen wir Moral, kommen auf minus vier ran und haben zwei Mal die Chance auf minus drei zu gehen, machen aber technische Fehler. Dann haben wir in der zweiten Halbzeit keine Chance, den Turnaround zu schaffen, weil die Zweikampfqualität nicht gut ist. Es war ein verdienter Sieg für Stuttgart, den wir aufarbeiten müssen.“
Misha Kaufmann: „Man hat gesehen, dass wir bereit waren. Wir haben den BHC nicht unterschätzt und waren von Anfang an voll da. Beide Mannschaften hatten eine kurze Vorbereitung. An dieser Stelle ein Kompliment an alle bei uns für die Riesenarbeit in dieser kurzen Zeit. Nach dem 18:10 fehlte bei uns dann die letzte Konsequenz und wir lassen den BHC damit ein bisschen am leben. Bei minus vier kann das Spiel auch kippen. Trotzdem bin ich stolz, weil die Jungs dann angezogen haben.“
Fabian Gutbrod: „Ich bin schon enttäuscht aufgrund der ersten Halbzeit. Da haben wir ganz viel vermissen lassen, was es braucht, um ein Spiel in der Handball-Bundesliga zu gewinnen. Wir hatten keine Zweikampfführung, keine Torhüter-Paraden. Minus sechs zur Halbzeit fühlt sich ehrlicherweise schmeichelhaft an. Es ist dann etwas besser in der zweiten Halbzeit. Wir haben die Möglichkeit, auf minus drei zu stellen, aber im Grunde sind wir die ganze Zeit chancenlos. Nun haben wir eine volle Trainingswoche, die wir auch brauchen. Es gilt, möglichst schnell die die richtigen Rückschlüsse zu ziehen, um im Heimspiel gegen Minden zu punkten.“
TVB Stuttgart – Bergischer HC 35:28 (21:15)
TVB Stuttgart: Vujovic, Rebmann – M. Häfner (6), Serradilla (5), Lien (5), Pribetic (1), Snajder (1), Toskas, Mengon (4), Röthlisberger, Matzken (2), Zieker (3), K. Häfner (7/3), Truchanovicius, Rubin (1), Nigg. Trainer: Misha Kaufmann
Bergischer HC: Rudeck, Diedrich – Beyer (6/5), Becher, Steinhaus (2), Schöttle (2), Babarskas (3), Morante Maldonado (5), Babak (1), Seesing (5), Kooij, Scholtes (3), Wasielewksi, Fraatz (1), Fuchs. Trainer: Arnor Gunnarsson und Markus Pütz
Schiedsrichter: Marcus Hurst und Mirko Krag
Siebenmeter: 3/4 – 5/6
Zeitstrafen: 5 – 3 (Röthlisberger (2), Snajder, Matzken, Zieker – Kooij, Seesing, Wasielewksi)
Mit der Tempo-Idee nach Stuttgart
Die jüngste 29:33-Niederlage gegen den HC Erlangen war für alle schmerzhaft, die es mit dem Bergischen HC halten. Zeit zum Ärgern bleibt allerdings kaum, denn bereits am Samstag sind die Löwen wieder gefordert. Beim TVB Stuttgart (20 Uhr, Porsche-Arena) rechnet sich das BHCTrainergespann Arnor Gunnarsson und Markus Pütz Chancen auf die ersten Punkte in der noch jungen Bundesliga-Saison aus.
Lange hatte es am Mittwoch gegen die Oberfranken schon danach ausgesehen. Doch in den letzten fünf Minuten stellten die Gäste mit sechs Treffern in Serie das Spiel auf den Kopf und gewannen ihrerseits zum ersten Mal. „Fünf Minuten reichen den guten Mannschaften in der Bundesliga. Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir es nicht 60 Minuten durchgezogen haben“, sagt Pütz auch einen Tag nach der bitteren Niederlage. „Trotzdem nehmen wir auch Positives mit.“
So haben die Bergischen in den 55 Minuten davor fast durchgängig geführt und mehrere Male in Stressphasen gute Antworten gefunden. „Im Vergleich zum Auftaktspiel in Berlin haben wir auch die technischen Fehler von 17 auf 8 reduziert“, sagt Pütz. Und Gunnarsson betont: „In der ersten Halbzeit hatten wir auch ein sehr gutes Tempospiel.“ Im Ergebnis geholfen hat es nicht – auch, weil in den letzten fünf Minuten die Abschlüsse teilweise zu unvorbereitet waren und Erlangen auf der anderen Seite sehr konsequent traf.
So verließen mehr als 2000 BHC-Fans die Wuppertaler UNIHALLE enttäuscht, auch wenn die Stimmung nahezu durchgängig hervorragend war. „Das war genau die Atmosphäre, die wir brauchen, um solche Spiele zu gewinnen“, stellen die BHC-Trainer klar. „Es ist schade, dass es diesmal nicht geklappt hat, aber wir hoffen, es kommen noch mehr Fans, die genauso anfeuern. Das hilft der jungen Mannschaft sehr und kann einen richtigen Schub geben.“
Auf den wird das Team in der Stuttgarter Porsche-Arena weitgehend verzichten müssen. Ein kleiner, treuer BHC-Tross wird voraussichtlich da sein, doch den Heimvorteil haben logischerweise die Schwaben. Und die dürften guter Laune sein, nachdem sie am Donnerstagabend überraschend 29:29 bei der SG Flensburg-Handewitt gespielt haben und damit ihren ersten Zähler sammelten.
Viel Zeit zur Regeneration hat der TVB nicht. Die Mannschaft ist noch am Donnerstag zurück nach Hause geflogen. Der BHC hat immerhin einen Tag mehr, doch auch ihm wird die Partie gegen Erlangen vom Mittwochabend noch in den Knochen stecken. „Wir setzen trotzdem auf unsere Tempo-Idee“, sagt Gunnarsson. Pütz ergänzt: „Stuttgart muss wechseln. Sie haben keine Formation, in der sie hinten und vorne spielen können.“
Die Schwaben setzen im Angriff auf ein relativ ungewöhnliches System mit vier Rückraumspielern, aber ohne Kreisläufer. Das ist die Handschrift des neuen Trainers Misha Kaufmann, der diese Variante in den vergangenen beiden Jahren beim ThSV Eisenach etabliert hat. Leistungsträger des Teams sind Simone Mengon und natürlich Dauerbrenner Kai Häfner, der bereits 19 Saisontore erzielt hat.
„Ein paar Einheiten mehr würden zur Vorbereitung schon helfen“, betonen die BHC-Coaches. Doch die Löwen absolvieren am Freitag ihr Abschlusstraining und reisen dann nach Stuttgart. Am Samstag geht die Mannschaft am Morgen auch noch einmal kurz in die Halle. Das muss in diesem Fall genügen. „Wenn wir den nächsten Schritt gehen, rechnen wir uns in dem Spiel Chancen aus“, sagen die Trainer.
Personell bleibt die Lage voraussichtlich unverändert. Ob Soeren Servos, der gegen Erlangen mit einer Bauchmuskelzerrung passen musste, wieder in den Kader rückt, ist noch offen. Belal Massoud bleibt mit einem Muskelfaserriss außer Gefecht gesetzt. Alle anderen sitzen nach Lage der Dinge im Mannschaftsbus.
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BHC verpasst Heimsieg auf den letzten Metern
Der Bergische HC hatte das Match gegen den HC Erlangen phasenweise unter Kontrolle, führte nahezu durchgängig und schien bei seiner Heimpremiere dem ersten Saisonsieg entgegenzusteuern. Doch dann besiegelten sechs Erlanger Tore in den letzten viereinhalb Minuten die bittere 29:33 (15:13)-Niederlage.
Es dauerte keine zehn Minuten, bis sich der BHC zum ersten Mal leicht absetzen konnte. Eloy Morante Maldonado erzielte die ersten beiden Treffer für die Gastgeber und lieferte damit einen Vorgeschmack auf seine Leistung. Der Rückraumspieler, der vor Spielbeginn von HBLGeschäftsführer Frank Bohmann als wertvollster Spieler der vergangenen Zweitliga-Saison ausgezeichnet wurde, bewies, dass er es auch im Oberhaus draufhat. Seine ersten neun Versuche landeten allesamt im Tor.
Bis Morante sich seinen ersten Fehlwurf erlaubte, lief es teilweise wie am Schnürchen für den BHC. Mehrere Male verpassten es die Löwen, ihren Vorsprung etwas komfortabler auszubauen, doch sie führten konstant. Das Tempospiel und die Abwehr funktionierten, im gebundenen Angriff blieb man geduldig und erarbeitete sich gute Abschlüsse, die zumeist ihr Ziel fanden. Durch drei Tore in Serie von Noah Beyer, Elias Scholtes sowie Lars Kooij wäre sogar ein höherer Halbzeitvorsprung drin gewesen, doch ein Fehler mit anschließendem Erlanger Treffer durch Andri Runarsson brachte die Gäste auf 13:15 heran.
Mit 2112 Fans im Rücken stand fest, dass der HCE es schwer haben würde, die Punkte aus der UNIHALLE zu entführen. Und so blieb es. Teilweise entwickelte sich richtige Hexenkessel- Atmosphäre: Wenn Christopher Rudeck oder Lukas Diedrich entscheidend an den Ball kamen, wenn ein befreiendes Tor gelang, aber auch, wenn es den einen oder anderen Pfiff gegen die Löwen gab. Die Stimmung war grandios.
Und sie blieb es nach Wiederbeginn, als vor allem Eloy Morante und Noah Beyer nach Belieben trafen. Beyer verwerte von Außen, nach Einläufern oder per Siebenmeter, und Morante war von überall gefährlich. In der 42. Minute markierte er sein neuntes Tor und hatte immer noch eine perfekte Wurfquote zu diesem Zeitpunkt. Es stand 23:19, alles sprach für den BHC.
Noch mehrere Male lagen die Gastgeber mit vier Toren vorne, dann versuchten es die Erlanger mit dem siebten Feldspieler. Das taktische Mittel hatte Erfolg, doch zunächst hatten die Hausherren immer Antworten. Der erneut gut aufspielende Sören Steinhaus stellte auf 26:23, in der Folge wäre das 27:23 durch Beyer fällig gewesen, doch das Tor wurde wegen eines schwer erkennbaren Schrittfehlers zurückgepfiffen. Auch ein Stürmerfoul gegen Gerdas Babarskas tat in dieser Phase weh.
Dennoch schienen die Bergischen den Kopf immer wieder aus der Schlinge zu ziehen. Der zehnfache Torschütze Noah Beyer traf unbeirrt weiter, stellte noch auf 27:25 und fünf Minuten vor Schluss per Strafwurf auf 29:27. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass es das letzte Tor der Gastgeber sein würde. Erlangen versenkte nun in aller Konsequenz, während der BHC teilweise nicht zwingend genug abschloss. Binnen Minuten, ja beinahe Sekunden glitt den Löwen das Spiel aus der Hand. Erlangen traf sechs Mal und jubelte.
Löwengebrüll – Stimmen zum Spiel
Johannes Sellin: „Wir sind natürlich sehr glücklich über die zwei Punkte – wissen aber auch, wie unfassbar schwer das heute war. Der BHC hat wirklich leidenschaftlich gekämpft und alles auf dem Platz gelassen. In erster Linie einen Riesenrespekt dafür, auf diese Leistung kann der BHC echt stolz sein. Zu unserem Spiel: Wir haben eine unfassbar kompakte Abwehr gespielt und sind in unseren Eins-Gegen-Eins-Situationen nicht wirklich durchgekommen in der ersten Halbzeit – deswegen liegen wir auch verdient hinten. In der zweiten Halbzeit geht es genauso weiter. Dazu kommt ein gutes Tempospiel vom BHC. Wir waren dann bei minus vier und haben umgestellt: die Abwehr ein bisschen defensiver. Dann kamen die Torhüterparaden dazu und vorne im Angriff haben wir auf Sieben-Gegen-Sechs gestellt. Ein Riesenlob an meine Mannschaft, das hat sie in diesem Hexenkessel unfassbar diszipliniert heruntergespielt. Hier war heute schon Druck drauf und man hat gemerkt, dass der BHC wirklich alles wollte. Deswegen ein Lob an die mentale Leistung von meinem Team.“
Markus Pütz: „Es fühlt sich natürlich schwer an, weil wir bis zur 55. Minute führen. Vier Torhüterparaden für Erlangen kippen dann das Spiel. Wir sind in unseren Situationen vorne, bei Halb-Chancen – auch mit Halb-Kontakt – nicht so clever. Trotzdem: Auch, wenn wir verloren haben, ist das wieder ein Schritt nach vorne im Vergleich zu Berlin. Wir werden weiter daran arbeiten und kämpfen, dass wir die ersten Punkte in dieser Liga holen. Jetzt heißt es weiterarbeiten. Wir haben nicht viel Zeit – eine Einheit und dann müssen wir nach Stuttgart. Es ist eine knüppelharte Woche. Wir haben sicherlich ein bisschen mehr erwartet heute. Und wir hätten es sicher auch verdient, wenn wir bis zum Ende durchgezogen hätten – aber so ist das in dieser Liga. Aber wir stecken jetzt nicht nach den zwei Spielen – die vom Ergebnis härter sind, als siewaren – die Köpfe in den Sand. Wir arbeiten weiter.“
Fabian Gutbrod: „Diese Niederlage tut natürlich unheimlich weh. Wir führen lange und sind genauso lange auch die bessere Mannschaft. Leider haben wir es dann am Ende nicht geschafft, das Spiel für uns zu entscheiden. Auf der anderen Seite haben wir wieder gesehen, dass wir mithalten können. Natürlich müssen wir im Ergebnissport Handball dann auch mal punkten. Trotz der schmerzhaften Niederlage ein Kompliment an die Mannschaft, die in meinen Augen heute besser als der Gegner war. Dazu kommt auch, dass sie weniger Vorbereitungszeit auf das Spiel hatte als der HC Erlangen.“
Bergischer HC – HC Erlangen 29:33 (15:13)
Bergischer HC: Rudeck, Diedrich – Beyer (10/5), Becher, Theis, Schöttle, Steinhaus (2), Morante (9), Babak (1), Babarskas, Kooij (2), Seesing, Scholtes (2), Wasielewski (1), Fraatz, Fuchs (2).
Trainer: Arnor Gunnarsson und Markus Pütz
HC Erlangen: Quenstedt, Ghedbane – Genz, Runarsson (4), Kos (5), Nissen (8), Bialowas (1), Øverjordet (2), Scheerer, Firnhaber, Bissel (3), Metzner (1), Scharnweber, Steinert (1), Kristjánsson (6/2), Gebala (2). Trainer: Johannes Sellin
Schiedsrichter: Steven Heine und Sascha Standke
Siebenmeter: 5/6 – 2/2
Zeitstrafen: 6 – 3 (Seesing, Morante, Babarskas (3), Steinhaus – Nissen, Steinert, Geballa)
Rote Karte: Babarskas (3. Zeitstrafe)
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