
Gummersbach. (PM VFL) Der VfL Gummersbach ist derzeit nicht zu stoppen.
Gegen den ThSV Eisenach fuhr die Mannschaft von Cheftrainer Gudjon Valur Sigurdsson durch einen 37:31 (18:13)-Erfolg am Freitagabend bereits seinen fünften Pflichtspielsieg in Folge ein.
Vor 4.132 Zuschauern in der erstmals in dieser Saison ausverkauften SCHWALBE arena überzeugten die Oberbergischen durch einen engagierten und seriösen Auftritt gegen die starken Aufsteiger aus Eisenach. Auch von einer kurzen Schwächephase in der zweiten Halbzeit ließen sich die Hausherren nicht beirren. Nach neun absolvierten Spieltagen weisen die Gummersbacher nunmehr ein Punktekonto von 11:7 in der LIQUI MOLY HBL auf.
Der VfL startete mit einer konzentrierten Deckung in die Partie. Auf die erste Parade von Keeper Daniel Rebmann folgte das 1:0 durch Ole Pregler (2. Minute). Für seinen ersten Ballgewinn in der Abwehr belohnte sich Tom Kiesler derweil selbst mit dem Gegenstoßtreffer zum 2:1 nach vier Spielminuten. Im Angriff taten sich die Gastgeber gegen die offensive Deckung der Eisenacher noch etwas schwer, so dass es bis zur 15. Minute zu abwechselnden Torerfolgen auf beiden Seiten kam, ehe Giorgi Tskhovrebadze die Oberbergischen erstmals mit zwei Toren in Front brachte (7:5). Nur wenige Sekunden später legte Tilen Kodrin gar zum 8:5 nach und initiierte dadurch die erste Auszeit im Spiel durch Gästetrainer Misha Kaufmann.
Das Timeout brachte die Gummersbacher jedoch nicht aus dem Schwung, so dass Lukas Blohme den Lauf seiner Mannschaft mit dem 9:5 weiter ausbaute (16. Minute). Die Hausherren traten nun entsprechend selbstbewusst auf und lenkten weitgehend das Spielgeschehen, ohne dabei zu glänzen. Zu den Höhepunkten im ersten Durchgang gehörten zwei Distanzwürfe von Ellidi Vidarsson, der insgesamt zwölf Treffer markierte, ins leere ThSV-Tor sowie ein Hüftwurf von Pregler in der 28. Minute zum 16:12. Der U21-Weltmeister erhöhte in der 30. Minute auch per Kullerball ins leere Tor zum 18:13 und damit den ersten Fünf-Tore-Vorsprung seiner Mannschaft. Mit diesem Spielstand ging es für die beiden Teams auch in die Halbzeitpause.
In Hälfte zwei ging es für die Gummersbacher erfolgreich weiter. Zunächst traf Kodrin, der insgesamt eine sehr gute Leistung ablieferte, zum 19:13 (31. Minute). Im folgenden Gegenangriff eroberte Abwehrspezialist Kiesler den Ball und leitete die erste Sieben-Tore-Führung des Spiels durch Vidarsson ein (20:13, 32. Minute). Im Anschluss schalteten die Gastgeber jedoch merklich einen Gang zurück und ließen die letzte Konsequenz im Abschluss vermissen. Nach einem 1:5-Negativlauf beorderte Sigurdsson seine Mannschaft in der 40. Minute beim Stand von 21:18 zur Auszeit, doch es folgten zunächst ein verworfener Strafwurf von Miloš Vujović sowie ein weiteres Gegentor, ehe Tskhovrebadze mit einem Doppelpack wieder vier Tore Abstand zwischen den VfL und den ThSV brachte (23:19, 42. Minute).
Die Oberbergischen traten nun wieder souveräner und sicherer in ihren Aktionen auf. Drei Tore in Serie durch Pregler, Vidarsson und Blohme stellten wieder einen komfortableren Vorsprung von sechs Treffern her (27:21, 46. Minute). Dank ihrer größeren Erfahrung gegenüber den Liganeulingen aus Eisenach spielten die Gummersbacher in der Schlussphase ihre Überlegenheit weitgehend abgeklärt aus und ließen den dritten Heimsieg der Saison nicht mehr in Gefahr bringen. Drei Tore hintereinander durch den stark auftrumpfenden Vidarsson entschieden die Partie in der 55. Minute (33:26). In den letzten Spielminuten bedachten die Zuschauer ihre Heimmannschaft, die schlussendlich mit 37:31 gewann, mit stehenden Ovationen.
Am Sonntag, den 22. Oktober, um 16:30 Uhr steht für den VfL Gummersbach das nächste Bundesligaduell auf dem Programm. Am zehnten Spieltag der LIQUI MOLY HBL sind die Oberbergischen dann zu Gast bei den Rhein-Neckar Löwen.
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ThSV Eisenach: Ein Team mit unglaublich starker Mentalität
Bodenhaftung und Demut – bei aller Freude über das bisher Erreichte

Eisenach. (PM ThSV) Dass die „Handball-Fachwelt“ den ThSV Eisenach, noch ehe ein Ball geworfen war, zu Abstiegskandidat Nummer 1 erklärte, empfanden alle im Thüringer Handballtempel als zusätzlichen Ansporn, als zusätzliche Motivation.
Die kleinste Halle, der niedrigste Etat, das zweitjüngste Team nahezu ohne Bundesligaerfahrung, der ThSV Eisenach war mit dem Etikett Absteiger versehen. Aber gerade in kleinen Hallen lebt Handball mit von den Spielern und Zuschauern getragenen Emotionen. In der Werner-Aßmann-Halle sind die Zuschauer Freud und Leid der Spieler sehr, sehr nahe. Eine große Trumpfkarte des ThSV Eisenach ist seine Heimspielstätte. „Die Fans auf den Traversen pushen uns, verleihen uns unglaubliche Energie“, betont Eisenachs Coach Misha Kaufmann. „Ich bekomme Gänsehaut“, erklärt Rechtsaußen Willy Weyhrauch mit Blick auf das besondere Flair in der altehrwürdigen fast 40-jährigen Halle. Gegen die Rhein-Neckar Löwen war diese mit 3.150 Zuschauern sprichwörtlich bis auf den letzten Platz gefüllt. „Unsere Halle spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Den generischen Mannschaften macht es nicht unbedingt Spaß, hier zu spielen“, so Maik Nowak, der Sportliche Leiter der Wartburgstädter. Das „System Kaufmann“, mit der in Deutschland ungewöhnlichen offensiven und variablen Abwehr, bildet auch im Oberhaus das Fundament der Spielphilosophie. „Die spielen eine ekelhafte Abwehr“, sagte Löwen-Linksaußen Lion Zacharias in Richtung des Aufsteigers und meinte das als Kompliment.
Nach 8 Spieltagen hat der Aufsteiger von der Wartburg 7: 9 Punkte vorzuweisen, blieb in den vier absolvierten Heimspielen ungeschlagen. Selbst der amtierende DHB-Pokal-Sieger, die Rhein-Neckar Löwen, reiste mit einer 26:29-Niederlage im Gepäck Richtung Mannheim. „An diesem Tag hat sehr, sehr vieles gepasst. Wir sind noch lang nicht am Optimum, können es noch besser“, so Misha Kaufmann. „Wir bleiben demütig und wissen sehr genau, dass wir nur mit weiterer harter und unnachgiebiger Arbeit unser großes Ziel Klassenerhalt erreichen können“, ergänzt Maik Nowak.
Manuel Zehnder brilliert als torgefährlicher Regisseur
Von den 10 Abgängen im Sommer redet keiner mehr, vielmehr sind die 10 Zugänge in aller Munde. Der auf Leihbasis vom HC Erlangen gekommene Manuel Zehnder brilliert als torgefährlicher Spielgestalter. (Jannis Schneibel, der langzeitverletzte Aufstiegsregisseur, wird in einem kontinuierlichen Prozess wieder aufgebaut.) Der ebenfalls auf Leihbasis von den Franken ins Thüringische gewechselte Justin Kurch bildet gemeinsam mit Kapitän Peter Walz das Kreisläuferteam, verstärkt zugleich den Deckungsinnenblock. Simone Mengon, der erste Italiener beim ThSV Eisenach, wird immer mehr ein Faktor im Rückraum. Niclas Heitkamp, der U 21-Weltmeister, wohl etwas Bammel vor seinem ersten Engagement außerhalb Leipzigs, ist in Eisenach angekommen. Der Wohlfühlfaktor ist für einen Leistungssportler ungemein wichtig. Die Leistungskurve der drei neu verpflichtenden Torhüter zeigt auch nach oben.
Lob von Bob Hanning
Bob Hanning, der Geschäftsführer der Füchse Berlin, zog gerade seinen Hut vor Aufsteiger ThSV Eisenach. „Mit dem, was sie leisten, tun sie dieser Liga richtig gut. Sie sind für mich so etwas wie das St. Pauli des Handballs. …Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die eine oder andere Mannschaft, die heute noch nicht daran glaubt, absteigen zu können, eher absteigen wird als der ThSV Eisenach.“
Vor drei Jahren eingeschlagener Weg wird weiter beschritten
Der Sportliche Leiter Maik Nowak machte sich – gemeinsam mit Geschäftsführer Rene Witte und weiteren Mitstreitern – vor drei Jahren auf den Weg, eine neue Ausrichtung des ThSV Eisenach zu beginnen. „Der sorgfältig und lang gescoutete Trainer Misha Kaufmann wurde im Oktober 2021 hinzugeholt. Genau der Richtige für eine junge, potenziell gute und hungrige Mannschaft“, so Maik Nowak. Geschäftsführer Rene Witte arbeitet mit seinem Team mit Hochdruck am wirtschaftlichen Fundament. „Alle Beteiligten können stolz darauf sein, was bis heute geschaffen wurde. Dennoch, wir stehen erst am Anfang der Saison“, erklärt der Sportliche Leiter. „Wir trauern dabei durchaus drei Punkten hinterher, die – sicherlich auch bedingt durch die enge personelle Situation – im Auswärtsspiel in Hannover und im Heimspiel gegen Balingen – möglich gewesen wären“, fügt Maik Nowak hinzu. „Die physisch und kognitiv unglaublich harte Arbeit des Trainers mit der Mannschaft schließt den psychologischen Aspekt nicht unmaßgeblich mit ein“, erläutert der ehemalige DHB-Auswahltrainer. Der Glaube an das Machbare sei kein Zufall wie ebenso die Art und Weise zu spielen. Akribisch und mit Kreativität bereitet der Coach seine Spieler auf den nächsten sportlichen Gegner vor. Dabei kann auch er auf die Erfahrung von Torwarttrainer Stanislaw Gorobtschuk bauen.
Th. Levknecht
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