
Bochum. (MK) Die außerordentliche Mitgliederversammlung des VfL Bochum war am Samstag nicht nur aufgrund der hohen Temperaturen hitzig, brachte aber am Ende nach über dreieinhalb Stunden ein klares Ergebnis hervor.
Die von einigen erwartete Schlammschlacht blieb aus, an Spitzen mangelte es aber insgesamt auch nicht.
Pünktlich um 12 Uhr mittags bei 32 Grad und brütender Hitze startete die außerordentliche Mitgliederversammlung des VfL Bochum 1848 im Vonovia Ruhrstadion.
Nach einem mehrwöchigen Wahlkampf stand vor allem die Präsidiumswahl im Mittelpunkt, denn zum zweiten Mal in der Klubgeschichte kam es zu einer Kampfabstimmung zwischen zwei Teams. Zur Wahl stellten sich das Team „Wir für den VfL“ mit Uwe Tigges, Thomas Ernst, Karl-Heinz Bauer, Mirja Dorny und Martin Volpers, sowie das „Team Zukunft “ mit Till Grönemeyer, Bettina Stratmann, Christian Stenneken, Andreas Luthe und Hans-Peter Villis.
Zunächst aber wurde nach der Begrüßung durch Uwe Tigges und der Staffelstabübergabe für die Leitung der Versammlung an Carina Gödecke das Geburtstagskind des Tages, Fabian Budde, als Fanvertreter mit großer Mehrheit ins Präsidium gewählt.
Präsidiumswahlen: Teams stellen sich vor, Nadelstiche und viele Fragen zur Vergangenheit
Deutlich langatmiger gestaltete sich die Wahl zum Präsidium. Vor der geheimen Wahl wurden die Teams einzeln vorgestellt. Zuvor wurde aber festgestellt, dass noch eine Rücktrittserklärung fehlte, um die Wahl überhaupt stattfinden lassen zu können. Diese wurde dann aber auch ordnungsgemäß abgegeben.
Jedes einzelne Team hatte rund 15 Minuten Zeit zur Vorstellung. Es präsentierten sich zuerst das Team „Zukunft“ mit Till Grönemeyer, Bettina Stratmann, Christian Stenneken, Andreas Luthe und Hans-Peter Villis.
Villis stellte sich den Mitgliedern noch einmal vor, blickte auf die zurückliegenden Jahre seiner Präsidiumstätigkeit zurück und räumte auch Fehler ein. „Unsere Stärke war immer der Zusammenhalt, unser Team setzt auf Fortschritt“, so der 66- jährige.
„Wir wollen einen, nicht spalten“, erklärte der Jurist Christian Stenneken.
Bettina Stratmann möchte Bodenständigkeit, Lebenserfahrung und Leidenschaft im Team Zukunft einbringen.
Till Grönemeyer, Startup-Unternehmer, möchte sich mit seiner wirtschaftlichen Expertise zum Erfolg des Klubs mit Moral und Haltung einbringen.
Andreas Luthe, Ex-Torhüter und Unternehmer, möchte seinem Herzensklub etwas zurückgeben. Für ihn, so Luthe, war immer klar für welches Team er antreten wird. „Wir müssen miteinander reden und nicht übereinander, wir müssen nicht quatschen, sondern machen“, so der Relegationsheld von 2024.
Es folgte die Vorstellung des Teams „Wir für den VfL“ mit Uwe Tigges, Thomas Ernst, Karl-Heinz Bauer, Mirja Dorny und Martin Volpers.
Tigges, seit elf Jahren Präsidiumsmitglied, räumte eine Mitverantwortung des Präsidiums für den Abstieg ein. Ein Fehler sei der Weggang von Sebastian Schindzielorz gewesen. Unter seiner Führung habe man unter anderem Dirk Dufner und Dieter Hecking engagiert, sowie den Vertrag mit Geschäftsführer Ilja Kaenzig verlängert. Die Durchlässigkeit vom Nachwuchs bis in den Profibereich sei für ihn sehr wichtig, skizzierte Tigges seinen Anspruch.
Mirja Dorny, gebürtige Bochumerin und Ex-Fußballerin, vereint das Fußballherz und ihre wirtschaftliche Tätigkeit als Geschäftsführerin eines Hanauer Wohnungsunternehmens. „Fußball ist kein Luxusgut“, so ihre Aussage an die Mitglieder. Sie bekannte sich zur Mitgliedschaft beim Reviernachbarn Dortmund, was ihr Pfiffe einbrachte, versicherte aber sich voll und ganz für den VfL einzubringen.
Martin Volpers, Geschäftsführer in der Automobilzulieferindustrie und Ur-Fan, ist davon überzeugt als echtes Team ohne Eitelkeiten viel für den Klub erreichen zu können.
Karl-Heinz Bauer, ehemaliger und langjähriger Teamarzt, wurde persönlich und kritisierte die „One-Man-Show“ von Hans-Peter Villis. „Ich kandidiere nicht, weil ich alles ändern will, sondern weil ich weiß, was unser VfL braucht.“
Thomas Ernst, Finanzdienstleister und Spieleragenturinhaber, appellierte, dass sich Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen dürfen. Man müsse Werte für den Verein schaffen. “Es muss für uns Verpflichtung sein, dass der VfL als Verein immer größer ist als einzelne Personen“, so Ernst vor den Mitgliedern.
Fragerunde mehr mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigt als mit Zukunftsfragen
Nach den Vorstellungsrunden konnten die Mitglieder Fragen stellen. Vor allem das Team Zukunft hatte Anfragen zu den Themen Netzwerk, Denkfabrik, aber auch vor allem zur zukünftigen Zusammenarbeit der einzelnen Teams untereinander. Die Vergangenheitsbewältigung nahm ebenfalls einen großen Raum unter den Fragenden ein. Immer wieder an einer emotionalen Grenze gefragt und immer wieder – auf beiden Seiten – mit der Einräumung von eigenen Fehlern und Verantwortlichkeiten. Speziell Dr. Bauer konnte sich die eine oder andere Spitze gegen Villis nicht verkneifen.
Die Rednerliste wurde mit den Stimmen der Mitglieder geschlossen und die Fragerunde um 14:36 Uhr abgeschlossen.
Kaenzig bezeichnet Kaderwertmanagement als Leuchtturmprojekt

Nach dem Wahlvorgang skizzierte Geschäftsführer Ilja Kaenzig einige Dinge.
Ein kurzer Rückblick auf Erreichtes und Ziele für die Zukunft. Der VfL sei für die Bundesliga eine Bereicherung und man müsse auch nach dem Abstieg nach dem Maximum streben. „Wir sind noch längst nicht am Ende unserer Ziele angelangt“, so der Schweizer. „Wir wollen in der neuen Saison zeigen, dass die Spielzeit 24/25 nicht für die Fähigkeiten des Klubs steht. Jetzt gilt es neue Impulse zu setzen, das Bestehende zu prüfen und zu optimieren.“
Das an diesem Nachmittag so oft benutzte Wort vom Kaderwertmanagement bezeichnete er als Leuchtturmprojekt für den Klub.
Und weiter: „Wir sind offen für Neues. Die Kompetenz im Sport wird erhöht. Es gibt keine Garantie, dass man als Absteiger sofort wiederkehrt. Das lässt sich in der stärksten zweiten Liga der Welt nicht endgültig planen. Es gibt eine ungeschriebene Regel, dass man erst einmal ein paar Jahre in der zweiten Liga verbringen muss, bevor man wieder aufsteigen kann. Für alles gibt es Beispiele. Wir wollen aber unsere eigene Story schreiben. Diese Geschichte schreiben Sie, die Mitglieder, die zur VfL-Familie gehören mit.“
Ralf Meyer, Geschäftsführer der Bochumer Sportstätten erklärte zum Stand der Stadionumbauten: „Wir wollen dieses Stadion auf einen Stand bringen das dauerhaft bundesligatauglich ist. Die Kapazität soll auf 28.000 Zuschauer anwachsen.“ Desweiteren wird unter anderem ein Kunstrasenplatz in einen Rasenplatz umgewandelt, um die Trainingsbedingungen nicht nur auf dem Trainingsgelände, sondern darüber hinaus auch im Nachwuchsleistungszentrum zu erhöhen.
Wahlergebnis relativ klar Pro Team Zukunft
Im Anschluss wurde das im wahrsten Sinne des Wortes heiße Ergebnis verkündet.
1942 stimmberechtigte Mitglieder entschieden sich mit 1234 Stimmen für das Team Zukunft um Hans-Peter Villis und Andreas Luthe. 671 Mitglieder votierten für das Team Wir für den VfL um Dr. Bauer und Uwe Tigges.
37 Stimmen waren ungültig.
Hans-Peter Villis bedankte sich für das entgegengebrachte Vertrauen. „Wir werden als Team Zukunft alles dafür tun den VfL Bochum in eine positive Zukunft zu führen“, so Villis. Andreas Luthe machte noch einmal deutlich: „Ab morgen sind wir alle Team VfL!“
Um 15:45 Uhr war die schweißtreibende Versammlung beendet.
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