
Iserlohn / Hemer. (RST) Der Ausbau der Kinderbetreuung schreitet in Nordrhein Westfalen weiter voran.
Das ist vor allem für Eltern erst einmal ein gutes Signal.
Im Kindergartenjahr 2024/2025 steht laut „Chancen NRW“ in Nordrhein-Westfalen mit insgesamt rund 692.012 Plätzen in über 10.869 Kindertageseinrichtungen und rund 72.146 Plätzen in Kindertagespflege ein gutes Betreuungsangebot zur Verfügung.
Davon sind für unter dreijährige Kinder rund 152.555 Plätze in Kindertageseinrichtungen und rund 68.529 Plätze in der Kindertagespflege.
Immer mehr Städte können einen abgeschlossenen Ausbau der Kinderbetreuung vermelden. Das NRW-Familienministerium spricht gegenüber dem WDR allerdings hier auch von regionalen Unterschieden zwischen Ballungsgebieten und dem ländlichen Raum.
Wer nun allerdings denkt, dass alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist bzw. wird ….. weit gefehlt!
Die Unzufriedenheit ist auf allen Ebenen bei Eltern, Erziehungspersonal in KiTas und in der Kindertagespflege riesengroß.
Einrichtung im Hemer-Bredenbruch soll früher schließen
Aktuell berichtet der Iserlohner Kreisanzeiger (IKZ) von der vorgezogenen Schließung der evangelischen KiTa in Hemer Bredenbruch. Anstatt 2028 soll demnach die KiTa schon zum Sommer 2026 ihre Türen schließen. Dieses Schicksal ist bei weitem kein Einzelfall. Immer wieder ist von KiTa-Schließungen in NRW zu lesen. Das ist nur schwer nachvollziehbar, da auf der einen Seite Millionenbeträge in den Neubau und kostenintensive Renovierungen von KiTas fließen und auf der anderen Seite kein Geld für den Erhalt einer intakten KiTa in kirchlicher Trägerschaft da sein soll.
Eltern bemängeln weiterhin hohe Ausfallzeiten
Unabhängig davon ist der Personalmangel in den Kitas nach wie vor da. Noch immer klagen Eltern über einen massiven Ausfall an Betreuungsstunden mangels Personal. Der Fachkräftemangel stellt die KiTa-Leitungen vor unlösbare Herausforderungen, da eine entsprechende Betreuung der Kinder in einer Mindestpersonalstärke erfüllt sein muss. Schon lange wird bemängelt, dass die Einrichtungen so ihrem Erziehungs-, Förder- und Bildungsauftrag nicht gerecht werden können. Hinter vorgehaltener Hand sprechen KiTa-Leitungen oft davon nur noch eine Aufbewahrungsstation zu sein. Eltern müssen die massiven Ausfallzeiten auffangen, sei es durch Großeltern oder einen eigenen Ausfall am Arbeitsplatz.
Rückläufige Geburtenzahlen
In der Betreuung selbst zeichnet sich eine Trendwende bei den Belegungszahlen ab. So sind die Geburtenzahlen leicht rückläufig. Die unsicheren Zukunftsaussichten und eine handfeste Wirtschaftskrise lassen die Familienplanung bei vielen erst einmal in den Hintergrund rücken.
In Angesicht dieser längst bekannten Zahlen zeichnet sich immer mehr ab, dass KiTas längst nicht mehr überall dauerhaft ausgelastet sein werden und Überbelegungen der Vergangenheit angehören sollten.
Das Land Niedersachsen hat bereits angekündigt trotzdem am Personalstamm und an der Anzahl der Einrichtungen festzuhalten, um eine bessere Betreuung zu gewährleisten, aber auch um für möglicherweise wieder steigende Belegungszahlen gewappnet zu sein.
Iserlohn treibt Ausbau voran, Kindertagespflege hat noch viele freie Plätze

Im Iserlohner Jugendhilfeausschuss wurde Ende März der Neueröffnung der Wald-KiTa in Dahlsen ebenso zugestimmt wie der Erweiterung einer zweiten DRK Großtagespflege, obwohl zuvor durch den Vertreter der Linken eingefordert wurde doch erst einmal eine Übersicht vorzulegen, welche Ausbauten denn überhaupt in den kommenden Monaten an den Start gehen können. Offenbar hatte man den Überblick verloren.
Viele Beobachter fragen sich mittlerweile wie es sein kann, dass man offensiv für den weiteren Ausbau stimmt ohne einen exakten Kenntnisstand über den Bedarf und Ausbau zu haben?
Gleichzeitig sind in der Iserlohner Kindertagespflege bei vielen Kindertagespflegepersonen noch immer Betreuungsplätze ab August 2025 frei. Eltern haben bekanntlich die Wahlmöglichkeit, ob sie ihr Kind in einer Kita oder in der rechtlich gleichgestellten Kindertagespflege im familiären Rahmen betreuen lassen möchten. Der Frust über den massiven KiTa-Ausbau und den gleichzeitigen eigenen Leerstand ist bei vielen Kindertagespflegepersonen dementsprechend riesengroß. Schon im vergangenen Jahr 2024 war ein ähnlicher Trend in einigen Ruhrgebietsstätten zu verzeichnen. Dort haben Tagespflegepersonen entnervt aufgegeben und sind in einen anderen bzw. ihren ehemaligen Beruf gewechselt. Aufgrund der Bezahlung sind die wenigsten von ihnen in den Angestelltenmodus eines KiTa-Trägers gewechselt.
Und auch das Gedankenspiel der Politik, ehemalige Kindertagespflegepersonen im offenen Ganztag der Grundschulen zukünftig einsetzen zu können, wird an der Bezahlung scheitern. Der personelle Mehraufwand im OGS-Bereich mit dem Rechtsanspruch ab 2026 auf einen OGS-Platz ist damit kaum aufzufangen.
Iserlohner Kindertagespflege nutzte die Aktionswoche – BM Joithe: „Wichtige Säule in der Kinderbetreuung“
Die Iserlohner Kindertagespflege hat im Rahmen der #Aktionswoche Kindertagespflege auf sich aufmerksam gemacht. Und auch Iserlohns Bürgermeister Michael Joithe erklärte am 10. Mai als Gast bei einer Versammlung einiger Iserlohner Kindertagespflegepersonen wie wichtig die Kindertagespflege als eine der Säulen in der Kinderbetreuung ist. Ob es am Ende mehr als ein Lippenbekenntnis ist?
Um nicht das selbe Schicksal zu erleiden wie schon eine nicht unerhebliche Zahl anderer Kindertagespflegepersonen in NRW erhoffen sich die Tagesmütter und Tagesväter mehr Gleichstellung gegenüber den KiTas. Die rechtliche Theorie und die Praxis klaffen hier immer noch auseinander. Die massiven Unterschiede in der finanziellen Förderung eines U3-Betreuungsplatzes zwischen KiTa und Kindertagespflege sorgen obendrein für Unverständnis.
Hemeraner Kindertagespflege präsentiert sich mit Steckbriefen
Die Stadt Hemer bietet Eltern, die auf der Suche nach einer passenden Kindertagespflegeperson für ihr Kind sind, ab sofort einen Überblick an. Auf der städtischen Homepage stehen Steckbriefe der Kindertagespflegepersonen zur Verfügung, die einen ersten Einblick in deren Betreuungskonzept bieten.
Mit dieser transparenten Informationsmöglichkeit unterstützt die Stadt Hemer Eltern, die bestmögliche Betreuung für ihre Kinder zu finden. Die Steckbriefe enthalten Infos über Betreuungszeiten, Schwerpunkte in der Erziehung und über den Ortsteil, in dem die Kindertagespflegepersonen zu finden sind.
Hier ist der entsprechende Link:
www.hemer.de/kindertagespflegepersonen
Im Vergleich zu Iserlohn müssen in Hemer Kinder, die schon in Kindertagespflege sind und vor November geboren sind, mit dem dritten Lebensjahr in einer KiTa betreut werden. Man darf ganz objektiv betrachtet feststellen, dass das sicherlich nicht immer dem Willen der Eltern entspricht und auch nicht immer der individuellen Förderung des Kindes zuträglicher ist. Jedes Kind ist bekanntlich ganz individuell.
Am Ende des Tages bleibt also auf allen Ebenen noch sehr sehr viel zu tun, um im Sinne der Kinder eine bessere Betreuung zu erreichen, die aber auch allen Betreuungsformen eine weitere Existenz gewährleistet.
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